Göttinnen
Land
Land
ein ökoaktivistisches Projekt im Pulkautal
Niederösterreich verfügt über ausgedehnte Löss-Landschaften, die in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung sind: in geologischer, archäologischer und agrikultureller. Die Lösslandschaft ist reich modelliert, mit tiefen Einschnitten, die der Wasserablauf gebildet hat, karstähnlich bewachsen in der Öde, sie beherbergt fruchtbare Felder und Gärten. Typisch für das Weinviertel sind nicht nur die sich wie Perlen an einer Schnur hinziehenden kleinen Häuser der Kellergassen. Im Untergrund findet man ein riesiges Labyrinth aus Keller-Röhren, die dem Wein- und Obstbau als ideale Ausbau- und Lagerstätte gedient haben.
2020 hat eine Gruppe von Kulturschaffenden im Pulkautal ca. 4 ha Land erworben. Dieses Land ist zum größten Teil Hanglage, reich gegliedert und landschaftlich sehr reizvoll. Das Göttinnenland besteht aus einer grösseren, zusammenhängenden Fläche in der Gemarkung Haugsdorf (dem sogenannten „Hobel“) und mehreren Flächen in der Gemarkung Alberndorf (dem sogenannten „Toten Mann“, dem Radler und kleineren Waldstücken). Die Fläche dieses Landes ist zu 90 % Ödland, d.h. es besteht aus kleinteiligen Busch- und Baumdickichten, Trockenwiesen, wilden Obst- und Beerenhecken, wilden Quitten, Kriecherl etc. Der Rest teilt sich auf in einen Acker und zwei kleine Weingärten. Der Tote Mann in Alberndorf birgt eine Lagerstätte der eiszeitlichen Jäger, die Ausgrabungen, die ca. vor 15 Jahren stattgefunden haben, förderten verzierte Knochen, etc zutage, die im Krahuletz Museum in Eggenburg ausgestellt sind.
Im August 2020 wurde auf dem „Toten Mann“ eine große mongolische Versammlungsjurte als Parlament für alle Akteure dieses Ortes aufgestellt. Die Stimmen der Tiere (etwa die Ritornelle aller Vögel), der Bauern, der Jäger, der Menschen aus dem Pulkautal und derer, die von weiter weg hierherkommen, der Künstlerinnen und Denkerinnen, der Ökologinnen, Biologinnen und Technologinnen, der Ökonominnen und Aktivistinnen werden in diesem Projekt verschränkt. Die Jurte wird umkreist durch Akte der Begehung und des Denkens und Verstehens im Gehen: in der näheren Umgebung, auf dem Steinberg, auf den Hängen, in den Akazienwäldern, durch die Weinberge, durch intensiv und extensiv bewirtschaftetes Gebiet. Die Idee ist die, dass dieser Versammlungsort ein Zentrum markiert, von dem aus ein Umdenken in Bezug auf das Verhältnis zum Boden, zur Bewirtschaftung, zur klimarelevanten Nutzung seinen Anfang nimmt, und zwar in einer Praxis-Theorie-Kunst-Verschränkung. Intention und Objekt werden extrem nahe aneinandergerückt, was jede Form der Begegnung und des Austauschs prägt.